Interview von Elisabeth Spiewocks:

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Göttinger Tageblatt: Serie „Alles Bio“, Teil 7: Gärtnerhof Landolfshausen Mit Pony Tricki vor dem Pflug ins Gewächshaus

Im Gewächshaus: Andreas Lechte (hinten) und Malte Krämer arbeiten mit Pony Tricki. Foto: Theodoro da Silva

Bio ist in aller Munde. Spätestens seit dem Dioxin-Skandal Anfang des Jahres wollen die Verbraucher genau wissen, was bei ihnen auf den Tisch kommt. In der Serie „Alles Bio“ informiert das Tageblatt über Erzeuger, Händler und Direktvermarkter von ökologisch erzeugten Lebensmitteln. Heute: Der Gärtnerhof Landolfshausen.

Landolfshausen.
Eifrig zieht Pony Tricki den Pflug durchs Gewächshaus. Gleichmäßig schreitet das Pferdchen voran, gehorcht willig den Worten von Andreas Lechte. Damit der Boden, auf dem das Gemüse wächst, nicht durch Abgase vom Trecker belastete wird, werden im Gärtnerhof Landolfshausen viele Arbeiten mit Pferden verrichtet. „Wir hatten Pferde, aber ich hatte für meinen Geschmack viel zu wenig Zeit, um etwas mit ihnen zu machen“, erzählt Lechte. Er besuchte ein Seminar, um zu lernen, wie man mit Pferden auf dem Feld arbeitet. Heute spannt er an, wenn er sein Land eggen, hacken oder striegeln will. Im Gewächshaus komme Tricki zum Einsatz. Zu den weiter entfernten Feldern fährt Lechte mit dem 31 Jahre alten Schlepper. Mit dem kleinen Trecker werde der Boden längst nicht so verdichtet, wie bei der Arbeit mit einem modernen Allradschlepper.

In der Bioland-Gärtnerei bauen die Gärtnerin Kerstin Krämer und ihr Partner, Landwirt Andreas Lechte, hauptsächlich Gemüse an. Auf zwei bis drei von insgesamt sechs Hektar Land und in 1000 Quadratmetern Foliengewächshaus gedeihen Salat, Kohlrabi, Broccoli, Fenchel, Kürbisse, Lauch, Kräuter und Hackfrüchte wie Kartoffeln und Möhren. „Wir haben unsere eigene Jungpflanzenaufzucht“, ergänzt Kerstin Krämer. Für die Direktvermarktung führte sie zunächst einen Laden auf dem Hof. Doch schnell stellte sich heraus: Das ist zu viel. Gemeinsam mit drei anderen Landwirten gründeten sie 1992 ein Geschäft in Geismar. Zwei Jahre später haben Krämer und Lechte den „Gemüsegarten“ in Bovenden eröffnet. Der Bioladen wird für ein Vollsortiment auch von Naturkost Elkershausen beliefert. Doch viele Kunden warteten auf das Gemüse aus Landolfshausen, weiß Krämer. Sonnabends auf dem Göttinger Wochenmarkt verkauft sie ausschließlich eigenes Gemüse.

Die Idee, den biologisch-organischen Anbau zur Lebensgrundlage zu machen, habe sie lange vorher beschäftigt, erzählt Lechte. 1984 begann das Paar aus der damaligen Ökobewegung heraus, Gemüse anzubauen und Schafe zu halten. „Wichtig war und ist uns die umweltschonende Bewirtschaftung in einer immer weiter zerstörten Umwelt“, sind sich Krämer und Lechte einig. Mit ihrer Produktion wollen sie sich soweit wie möglich in den natürlichen biologischen Kreislauf integrieren. So nutzen sie auch den Mist ihrer Tiere als Dünger. Wichtig für das Gedeihen der Pflanzen seien außerdem Fruchtfolgen mit bis zu siebenjährigen Abständen. Wo der Landwirt im vergangenen Jahr Gemüse angebaut hat, wächst in diesem Jahr das Kleegras für die Pferde.

Nützlinge werden bei Krämer und Lechte nicht nur zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Gezielt siedeln sie Hummeln für die Bestäubung der Gemüsepflanzen an. Der „Hummelpapst“ Eberhard von Hagen suchte Platz für neue Völker, erzählt Lechte. Er gab den Hummeln ein Zuhause und sät nun bunte Blumenwiesen für sie ein. Hummeln seien vom Aussterben bedroht, erklärt er. Mit Aktionen wie der seinen will er helfen, sie zu retten.

Von Ute Lawrenz

Quelle:
Verändert aus: http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Wirtschaft/Alles-Bio/Mit-Pony-Tricki-vor-dem-Pflug-ins-Gewaechshaus
Kopiert am: 16.05.2011 17:00 Uhr